„Krieg, Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung sind Teil der europäischen Erinnerungskultur“

Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung

Vertreibung aus Schönwald bei Gleiwitz
Vertreibung aus Schönwald bei Gleiwitz
Zum Nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung erklärt der Landesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU Nordrhein-Westfalen Heiko Hendriks:

„Der diesjährige Gedenktag wird geprägt vom 75. Jahrestag der Flucht und der Vertreibung der Deutschen aus ihren angestammten Heimat- und Siedlungsgebieten. Als vor 75 Jahren der vom nationalsozialistischen Deutschland entfachte, verbrecherische Angriffskrieg zu Ende ging, atmete die Welt auf. Zig Millionen Menschen hatten das Leben verloren, allein sechs Millionen davon waren europäische Juden.

Daher war das Ende des 2. Weltkriegs eine Befreiung von diesem Terrorregime. Für die Deutschen in den Ostprovinzen und in den Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa begann jedoch eine neue Leidenszeit, u.a. durch die erzwungene Flucht und die systematische Vertreibungen. Opfer waren vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen. Prof. Jerzy Kochanowski (Polen) schreibt dazu: ‚Das Ausmaß der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa ist sowohl von der Zahl der Opfer als auch vom Umfang der betroffenen Gebiete einmalig in Europa‘.

Etwa 15 Millionen Menschen verloren ihre Heimat, schätzungsweise zwei Millionen fanden bei der Flucht und Vertreibung den Tod. Für die Deutschen, die in der Heimat verbleiben durften, war die Zeit nach dem Kriegsende geprägt von willkürlichen Inhaftierungen in so genannte Arbeitslager, Verurteilungen ohne Prozess, Entrechtungen, Enteignungen, sowie sprachlicher und kultureller Diskriminierung. Die deutschen Minderheiten waren bis zur politischen Wende in Europa Bürger zweiter Klasse oder ihre Existenz wurde, wie in Polen, zum Teile negiert.

Der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung ist wichtig, um an die größte erzwungene Bevölkerungsverschiebung in Europa zu gedenken. Er ist aber auch wichtig, um an das Schicksal der deutschen Minderheiten zu erinnern, die bis zur politischen Wende in Diktaturen lebten und Diskriminierungen erlitten. Europa wird nur erfolgreich sein, wenn es unter Beweis stellt, dass es aus seiner Geschichte gelernt hat. Deshalb gilt es heute, mehr denn je, sich gegen aufkommende Nationalismen, Fremdenhass und Antisemitismus zu Wehr zu setzen. In ihrer Charta, die in diesem Jahr übrigens 70. Jahre alt wird, haben die deutschen Heimatvertriebenen auf Rache und Vergeltung verzichtet, damit die gewaltspirale durchbrochen und sich der europäischen Einigung verschrieben. Dieses Erbe gilt es, zu verteidigen. Dieses Signal sollte vom diesjährigen Gedenktag ausgehen.“

Hintergrund:

Der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung wurde 2014 von der Bundesregierung beschlossen und ist ein in Deutschland ab dem Jahre 2015 jährlich am 20. Juni stattfindender Gedenktag, der insbesondere an die Vertreibung der Deutschen zum Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern soll.

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