„Gedenken an die Opfer des DDR-Unrechtsregimes darf nicht vernachlässigt werden“

17. Juni 1953

Am 17. Juni 2018 gedenken wir zum 65. Mal an den Volksaufstand in der ehemaligen DDR. Darüber hinaus wäre am 21. Juni 2018 Chris Gueffroy 50 Jahre alt geworden. Er ist das letzte von vielen Opfern des Schießbefehls. Dazu erklärt der Landesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung Heiko Hendriks:
 

„Der 17. Juni 1953 steht auch nach 65 Jahren für den Freiheits- und Einheitswillen des deutschen Volkes. Mutige Menschen begehrten auf gegen den schon damals maroden, diktatorischen Staatsapparat. Der Tag des Volksaufstandes in der ehemaligen DDR, den wir 1954 bis 1990 als „Tag der deutschen Einheit“ und somit Nationalfeiertag begangen haben, ist aber auch Sinnbild für die Brutalität des kommunistischen Regimes. Denn die Antwort der Staatsführung auf die Forderungen der Menschen auf der Straße war die blutige Niederschlagung mit 34 Toten. Es folgten Mauerbau und Schießbefehl. ‘Wer unsere Grenze nicht respektiert, der bekommt die Kugel zu spüren‘, sagte 1964 der damalige Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Hoffmann. Wie ernst das Unrechtsregime in der ehemaligen DDR diesen Satz noch bis kurz vor seinem Zusammenbruch genommen hat, zeigt der Tod von Chris Gueffroy. Bei seinem Versuch über den Britzer Verbindungskanal aus Ostberlin in den freien Westteil der Stadt zu flüchten, wurde er von DDR-Grenzsoldaten entdeckt und eiskalt erschossen. Der damals nur 20-jährige hatte keine Chance auf ein Leben in Freiheit, das er sich durch seine Flucht erhofft hatte. Heute steht der Fluchtversuch von Chris Gueffroy und vieler anderen sinnbildlich für den Freiheitsdrang der Menschen in der DDR-Diktatur, den die Staatsmacht auch durch einen Schießbefehl nicht vernichten konnte. Die heute 20-jährigen haben weder das Unrechtsregime der DDR noch die deutsche Teilung selber erlebt. Umso wichtiger ist es, dass die jungen Menschen, Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht ein umfassendes Wissen über die Auswirkungen totalitärer Regimes, gerade auch kommunistischer Diktaturen, erlangen. Zu einer solchen Wissensvermittlung gehört zwingend die Möglichkeit, Gedenkstätten der DDR-Diktatur im Rahmen des schulischen Unterrichts zu besuchen. Wir dürfen dieses Kapitel der eigenen Geschichte nicht vernachlässigen. Deshalb begrüßt die OMV der CDU NRW, dass auf Initiative der NRW-Koalitionsfraktionen die Mittel für Schülerfahrten zu den Gedenkstätten politischer Gewaltherrschaft erheblich erhöht worden sind. Damit soll sichergestellt werden, dass das Einbeziehen außerschulischer Lernorte nicht an den finanziellen Mitteln scheitert. Was die Schüler selbst gesehen haben, das hinterlässt bei ihnen einen besonderen Eindruck.“
 
Hintergrund:

Chris Gueffroy versuchte in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989 durch den Britzer Verbindungskanal von Treptow (Ost-Berlin) nach Neukölln (West-Berlin) zu flüchten. Vor dem Überwinden des letzten Metallgitterzauns wurde er von Grenzsoldaten der DDR entdeckt und unter Beschuss genommen, wobei eine Kugel ihn ins Herz traf. Er verstarb noch vor Ort. Die Grenzsoldaten wurden mit Leistungsabzeichen und je 150 Mark Prämie ausgezeichnet. Nach der Wende wurden drei der vier Grenzsoldaten freigesprochen. Die Strafe für den Todesschützen wurde vom Bundesgerichtshof auf zwei Jahre Haft mit Bewährung herabgesetzt. So musste keiner eine Haftstrafe verbüßen.

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