Am 30. Mai 1945 wurden in Brünn (heute tschechisch Brno) deutsche Zivilisten zusammengetrieben. Am folgenden Tag mussten sie, ohne Versorgung mit Essen und Trinken, in der Hitze des Fronleichnahmstags einen 60 km langen Marsch nach Niederösterreich antreten. Der so genannte Brünner Todesmarsch kostete mehrere tausend Menschen das Leben und gilt mit als das Symbol für die Verbrechen im Zuge der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Heimatgebieten zum und nach Ende des 2. Weltkriegs. Dazu erklärt der Landesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU Nordrhein-Westfalen, Heiko Hendriks:
Mutter mit Kind vor dem Marsch ins Ungewisse „Der Brünner Todesmarsch war Teil der kollektiven Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung u.a. aus Mähren. Brünn steht somit symbolisch für die Vertreibung der Deutschen insgesamt. Historikern zufolge überlebten schätzungsweise 5.000 der etwa 25.000 zusammengetriebenen Deutschen diesen Todesmarsch nicht. Der angeordnete Marsch war zweifelsohne ein Racheakt für die Verbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg. Dennoch begründet Unrecht kein neues Unrecht. Zumal es fast ausschließlich die Schwachen und Unschuldigen traf.
Deshalb war es richtig und wichtig, dass der Brünner Stadtrat im Jahre 2015 unter Führung von Bürgermeister Petr Vokřal eine Erklärung verabschiedete, die das an der deutschen Zivilbevölkerung begangene Unrecht anerkannte und zutiefst bedauerte. Grundlage hierfür war sicher auch der Verzicht auf Rache und Vergeltung, den die Heimatvertriebenen in ihrer Charta formulierten, die in diesem Jahr 70 Jahre alt wird. Mit dem darauf veranstalteten Marsch des Lebens in umgekehrter Richtung, zu dem auch unser ehemaliges Landesvorstandsmitglied und Bundesvorsitzender der Bruna, Dr. Rudolf Landrock, geladen war, wurde gemeinsam ein Zeichen der Versöhnung gesetzt und der Wille offenbart, eine gemeinsame Erinnerungskultur zu leben.
Das 20. Jahrhundert war sowohl von Krieg und Gewaltherrschaft als auch von Flucht und Vertreibung geprägt. Es bedarf der Erinnerung an beides, ohne dass man sich dem Verdacht des Revanchismus aussetzt. Daher brauchen wir ein gemeinsames Gedenken und eine gemeinsame Erinnerungskultur, bilateral und europaweit. Dafür setzen wir uns als OMV der CDU Nordrhein-Westfalen seit Jahren ein. Wir vernehmen vielfach positive Signale und hoffen, dass dies bald auch auf nationaler Ebene möglich sein wird. Der Gedenktag in Ungarn und die Erklärung des Brünner Stadtrates sind dafür sehr gute Beispiele.“
Die Erklärung des Brünner Stadtrates sinngemäß: "Brünn bedauert aufrichtig die Geschehnisse des 30. Mai 1945 und der darauf folgenden Tage, in welchen Tausende Menschen wegen der Verwirklichung des Prinzips der Kollektivschuld oder der gebrauchten Sprache gezwungen wurden die Stadt zu verlassen. Wir sind uns dessen bewusst, welche menschlichen Tragödien sowie kulturelle und gesellschaftliche Verluste es damals zur Folge hatte. Wir bringen die Hoffnung zum Ausdruck, dass auf Grund der Kenntnis der historischen Ereignisse und ihrer Folgen es nicht mehr möglich wird, dass sich in Brünn Ähnliches wiederholt, und dass wir die Geschehnisse von Mai 1945 in unserem Gedächtnis als ein unheilvolles Memento erhalten. Wir äußern auch den Wunsch, dass sämtliches vergangenes Unrecht verziehen werden kann, damit wir von der Vergangenheit unbelastet und uns in gegenseitiger Zusammenarbeit einer gemeinsame Zukunft zuwenden können."